Bezahlbarer
Wohnraum für Berliner Studierende wird immer knapper – von geplanten 5000 neuen
Wohnheimplätzen können nicht einmal die Hälfte realisiert werden
Laut der Allensbachstudie des Reemtsma-Begabtenförderungswerk
beklagen sich 82 Prozent der Berliner Studierenden über die derzeitige Situation
auf dem Wohnungsmarkt. Fast drei Viertel der Studenten suchen verzweifelt nach
einer bezahlbaren Wohnung. Von rund 2000 befragten Studenten im Alter von 18
bis 29 Jahren gaben 72 Prozent an, dass bezahlbarer Wohnraum schwer zu finden
sei. „Vor allem in Berlin ist die Lage angespannter als in anderen Städten. Die
Studie ist ein weiteres Alarmzeichen, dass dringend bezahlbarer Wohnraum für
junge Menschen in der Hauptstadt geschaffen werden muss“, weiß
Immobilienexperte Thomas Filor. „In den vergangenen Jahren sind private
Universitäten aus dem Boden geschossen, was mehr Studenten nach Berlin zieht,
als die Stadt überhaupt tragen kann“. Zusätzlicher, staatlich geförderter und
damit bezahlbarer Wohnraum für Studierende sei unfehlbar.
Bürgermeister Klaus Wowereit hatte schon im vergangenen
Jahr mehr Wohnheimplätze angekündigt. Der Senat sollte sich um die Kapazitäten
kümmern, um 5000 zusätzliche Wohnheimplätze zu ermöglichen – ein Vorhaben,
welches offenbar nicht leicht in die Praxis umzusetzen ist. Ursprünglich waren
5 Grundstücke in den Bezirken Wedding, Steglitz und Weißensee im Gespräch. Doch
die Problematik besteht darin, dass das Land Berlin für das Studentenwerk als
Anstalt des öffentlichen Rechts haftet. Somit soll es keine Kredite aufnehmen.
„Die Entwicklung, dass zum Semesteranfang rund 1600 Studierende auf der
Warteliste des Studentenwerks Berlin stehen, ist ernst zu nehmen“, so Filor weiter.
„Die jungen Leute müssen gefördert werden und sollten sich nicht um die
Wohnungsnot sorgen. Früher haben Studierende praktisch problemlos bezahlbaren
Wohnraum in den beliebten studentischen Wohngebieten wie Friedrichshain,
Kreuzberg, Mitte oder Prenzlauer Berg bekommen. Doch hier hat sich die Lage
dramatisch geändert“, bestätigt Filor.
„Nicht grundlos geht der Trend in Richtung
Luxus-Studentenappartements. Bauherren haben die Nische und den Bedarf am Markt
erkannt“, weiß der Immobilienexperte. Für wohlhabende Kunden bauen private
Investoren vermehrt Studentenwohnungen als Renditeobjekte. Die jüngsten
Sozialerhebungen des Studentenwerks zeigen, dass Studierende in Deutschland
durchschnittlich 864 Euro im Monat zur Verfügung haben, ein Viertel aber kann
mehr als 1000 Euro ausgeben, sieben Prozent sogar mehr als 1300 Euro. Zukünftig
könnten in Berlin bald mehr als 2000 neue Wohnheimplätze für Studierende auf
den Markt kommen, die aber wohl alle mehr als 300 Euro monatlich kosten. Die
Sorge der Studenten bleibt also weiterhin berechtigt.
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